Erman Ilıcak: „Der Protektionismus nimmt zu, Lieferketten werden neu gestaltet. Energie und Produktion werden zunehmend lokalisiert. Diese Transformation bietet bedeutende Chancen für Länder wie unseres.“
Die 14. Internationale Wirtschaftskonferenz (UEZ 2025), organisiert von den Magazinen Capital, The Economist und Start Up unter der Hauptsponsorschaft von Rönesans Holding, brachte angesehene Politiker, Wirtschaftsführer und Akademiker aus der Türkei und der ganzen Welt zusammen.Rönesans Holding war zudem Sponsor des Eröffnungspanels „Bereit für morgen: Neue Investitionen und Chancen“, das die Veränderungen im wandelnden Investitionsumfeld sowie der Zukunft von Investitionen in der Türkei thematisierte.
In seiner Rede stellte Dr. Erman Ilıcak, Ehrenpräsident von Rönesans Holding, wertschöpfende nationale Projekte vor. Er erklärte:
„Unsere Geschichte begann mit internationalen Bauaufträgen. Bis heute haben wir Projekte im Gesamtwert von 50 Milliarden US-Dollar übernommen. Etwa 70 Prozent davon – also rund 35 Milliarden US-Dollar – wurden im Ausland realisiert und haben damit weltweit Neuland betreten. Wir haben an einer Vielzahl von Projekten mitgewirkt, vom längsten Tunnel Europas bis zum höchsten Gebäude, von der größten GTG-Anlage der Welt bis zu einem Bauwerk mit den meisten seismischen Isolatoren umgesetzt.
Wir haben uns zu einer großen Investment Holding entwickelt, die in den Bereichen Immobilien, soziale Infrastruktur, erneuerbare Energien und heute auch in Industrieanlagen investiert. In den letzten 15 Jahren haben wir mit bedeutender Unterstützung von Institutionen wie der International Finance Corporation (IFC), dem Investmentarm der Weltbank und Mitglied der Weltbankgruppe, sowie der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) unsere Geschäftstätigkeit im Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung strukturiert.“
Dr. Ilıcak hob hervor, dass das Geschäftsmodell von Rönesans Holding auf strategischen Partnerschaften mit den richtigen Akteuren basiert. Er sagte weiter:
„Die erfolgreiche Umsetzung dieses Modells haben wir durch unsere Kooperationen mit dem singapurischen Staatsfonds GIC, dem französischen Infrastrukturfonds Meridiam, dem japanischen Handelsriesen Sojitz, Samsung C&T und TotalEnergies umgesetzt. In der Türkei haben wir gemeinsam mit diesen Partnern Projekte im Wert von 10 Milliarden US-Dollar getätigt, die den Weg für tiefgreifende Transformationen geebnet haben. Aufbauend auf diesen Erfahrungen konzentrieren wir uns auf Projekte zur Reduzierung unseres Außenhandelsdefizits in der kommenden Zeit.“

Industrielle Investitionen müssen steigen
Angesichts der aktuellen globalen wirtschaftlichen Entwicklungen erklärte Dr. Ilıcak:„Protektionismus nimmt zu, Lieferketten werden neu gestaltet, Energie und Produktion werden lokalisiert. Dieser Wandel bietet Länder wie der Türkei große Chancen. Insbesondere strategische Investitionen in die Schwerindustrie sind notwendig, um durch Importe von Industriemaschinen, Kunststoffen, Chemikalien sowie Industrie- und Edelmetallen verursachte Außenhandelsdefizit zu reduzieren.
In den letzten 10 Jahren gab es in der Türkei industrielle Investitionen in Höhe von rund 20 Milliarden US-Dollar, darunter Projekte im Wert von über 500 Millionen US-Dollar, hauptsächlich in der Rüstungsindustrie. Doch das reicht nicht aus.“
Dr. Erman Ilıcak betonte, dass in den nächsten fünf Jahren jährlich mindestens 12 Milliarden US-Dollar, also insgesamt 60 Milliarden US-Dollar, in diese Projekte investiert werden sollten.
„Ein Investitionsprogramm in dieser Größenordnung könnte das Bruttoinlandsprodukt jährlich um 15 Milliarden US-Dollar erhöhen und das Außenhandelsdefizit um 10 Milliarden US-Dollar verringern.
Bei Rönesans Holding haben wir für unser Polypropylen-Produktions- und Terminalprojekt in Ceyhan internationale Finanzierungen in Höhe von 2 Milliarden US-Dollar gesichert. Die Bauarbeiten dieses Projekts, das mit erfahrenen Partnern aus zwölf Ländern entwickelt wurde, ist derzeit im Gange. Nach Inbetriebnahme wird es jährlich 300 Millionen US-Dollar zum Abbau des Leistungsbilanzdefizits der Türkei beitragen.“
Pionier der sozialen Infrastrukturtransformation der Türkei
Dr. Ilıcak erklärte, dass Rönesans die Zusammenarbeit mit der EBRD schon vor vielen Jahren begann.„Das vielleicht herausforderndste Projekt, das wir gemeinsam mit der EBRD umgesetzt haben, war die Transformation des türkischen Gesundheitswesens. Die EBRD brachte weltweite Expertise ein und ermöglichte es der Türkei, 15 Milliarden US-Dollar an ausländischen Finanzierungen für diese Transformation erfolgreich abzuschließen. Auch mit dem IFC arbeiteten wir viele Jahre zusammen. Selbst in schwierigen Zeiten stand der IFC an unserer Seite und wir haben eine Unternehmenspartnerschaft aufgebaut. Aktuell realisieren wir gemeinsam ein PPP-Krankenhausprojekt in Kasachstan.
Bei jedem Projektstart fragen sie primär nach den sozialen Auswirkungen. Die Rentabilität stand stets an letzter Stelle. Dafür bin ich beiden Institutionen sehr dankbar.“
Er betonte, dass die globale Rolle der Türkei in den letzten 20 Jahren erheblich gewachsen sei.
„Besonders unsere Beziehungen zu den Ländern Zentralasiens haben sich stark entwickelt, ebenso wie unsere Verbindungen zu afrikanischen Staaten. Heute ist die Türkei zu einem Zentrum geworden, das eine Bevölkerung versorgt, die zehnmal so groß ist wie die eigene, und Bedürfnisse wie Gesundheitsversorgung und Bildung erfüllt. Wir verfolgen diese Entwicklungen genau und spiegeln sie auch im Handel wider. Wir wollen die Industrialisierungsstrategie der Türkei unterstützen und wo nur möglich internationale Finanzierung nutzen, um unsere knappen nationalen Ressourcen zu schonen.“
EBRD ist stolz, langfristiger Investor in der Türkei zu sein
EBRD-Direktorin für die Türkei und den Kaukasus, Elisabetta Falcetti, erklärte, dass die Investitionen der EBRD in der Türkei im Jahr 2024 mit 2,6 Milliarden Euro ein Rekordniveau erreicht hätten und dass in Bezug auf Investitionen den ersten Platz belege.„Über 93 % dieser Investitionen betreffen den privaten Sektor. Wir verfolgen eine langfristige Strategie in der Türkei und freuen uns sagen zu können, dass wir trotz aktueller Unsicherheiten ein verlässlicher Investor sind. Wir haben die Türkei nie verlassen und wissen, wie man Krisen bewältigt. Unsere Geschäftspartner sind ebenfalls sehr erfahren, da dies nicht die ersten Marktturbulenzen sind, die die Türkei erlebt hat. Von nun an werden wir kontinuierlich in verschiedenen Bereichen investieren und unterstützen, inbesondere in den Bereichen grüne Wirtschaft, erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft, Emissionsminderung, KMU-Transformation und Handelsfinanzierung.“
Langfristige Finanzierung zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit
Wiebke Schloemer, Regionaldirektorin des IFC für die Türkei und Zentralasien, sagte, dass die Türkei nach Brasilien und Indien der drittwichtigste Markt für den IFC sei.„Es war ein herausforderndes Jahr. Die Anpassungsfähigkeit des türkischen Privatsektors hat mich tief beeindruckt. Unser Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, Wertschöpfungsketten aufzubauen und den Übergang zu Produkten mit höherem Mehrwert zu fördern. Aus diesem Grund stellen wir langfristige Finanzierungen bereit, die sich über 10 bis 15 Jahre erstrecken können. Wir stärken zudem die Kapitalmärkte und fördern Börsengänge.“
İbrahim Halil Öztop, CEO der Entwicklungs- und Investitionsbank der Türkei und Moderator des Panels, betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit mit der EBRD und dem IFC.
„Die von diesen Institutionen gesetzten Standards bilden das Fundament für internationale Finanzierungsstrukturen. Besonders in Bezug auf die Ziele der nachhaltigen Entwicklung eröffnen uns diese Standards neue Wege zur Finanzierung.“